Wenn professionelle Dolmtscher:innen vom eigenen Büro aus zu einer virtuellen Veranstaltung zugeschaltet werden, scheint dies auf den ersten Blick viele Vorteile zu haben, wie u. a. wegfallende Reisekosten. Doch beim Ferndolmetschen (oder Remote Interpreting) werden enorme Anforderungen sowohl an die Dolmetscher:innen als auch an die Technik gestellt.
Virtuell heißt ohne Blickkontakt
Normalerweise sitzen wir beim Simultandolmetschen zu zweit in einer Kabine und wechseln uns ungefähr alle 30 Minuten ab. Bei virtuellen Einsätzen jedoch sind wir meist allein im Homeoffice, ohne jeglichen Blickkontakt zur Co-Kabine, und wir haben auch keinen Notizblock zwischen uns, um uns gegenseitig mit Namen und Zahlen (oder eben auch Gesten) zu unterstützen.
Der Trend geht zum Zweitgerät
Eine Möglichkeit ist es natürlich, eine separate Zoom-Konferenz auf einem zweiten Gerät zu starten, und darüber der Co-Kabine während der Verdolmetschung über ein zweites Paar Kopfhörer zuzuhören, sie zu unterstützen und zu wissen, wann der ideale Zeitpunkt für eine Mikroübergabe ist. Je nach Internetverbindung ist es aber nicht immer möglich, auch die Videofunktion zu nutzen. Das heißt, wir sehen uns nicht (und wenn, dann nur über den kleinen Bildschirm von iPhone oder iPad).
Online-Tools als Dolmetschhelfer
Stattdessen haben wir Online-Tools für uns entdeckt, die uns helfen, professionell zu dolmetschen (die Verwendung erfolgt natürlich je nach DSGVO-Vorgaben der Kund:innen!).
Etherpad
Ein Etherpad wie MeetingWords oder aber auch Google Docs gibt uns die Möglichkeit, mit der Co-Kabine in Echtzeit zu kommunizieren, d. h. wir können mitlesen, wenn etwas von unserer Co-Kabine online aufgeschrieben bzw. getippt wird.
Online-Timer
Mit einem Online-Timer wie Cuckoo Team können wir unsere Mikroübergaben besser koordinieren: statt Blickkontakt oder Fingerzeig hören wir einen Ton im Ohr, wenn die zuvor vereinbarte Zeit abgelaufen ist. Dann gilt es, sich live zu schalten und zu dolmetschen, während die Co-Kabine sich auf stumm schaltet.
Online-Wörterbuch
Auch ein Online-Wörterbuch wie Linguee ist immer praktisch, falls wir in letzter Minute noch ein paar Vokabeln nachschlagen müssen.
Fazit
Diese Tools ermöglichen uns, bei Videokonferenzen angenehmer professionell zu dolmetschen, wenn nicht alle Teilnehmer:innen vor Ort sein müssen oder (wie im Fall der Corona-Pandemie) können. Ein Ersatz für einen Präsenzeinsatz ist es allerdings nicht, wie mein kleiner Einblick in die virtuelle Kabine vielleicht deutlich gemacht hat.
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